Die Pforte meint es ernst mit der Vermittlung. An diesen Orten wird Begegnung und Erlebnis ermöglicht. Ich gratuliere den Beteiligten zum 25. Geburtstag und freue mich auf die kommenden Projekte."

Barbara Schöbi-Fink | Landesstatthalterin & regelmäßige Besucherin

 

Konzert N°2

Du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen

Von der Großzügigkeit der Welt

 

Pforte um 7  |  Die öffentliche Generalprobe

Do 20. April, 19 Uhr, Pförtnerhaus Feldkirch

 

Impuls um halb  |  18.30 Uhr, Erdgeschoss Pförtnerhaus

Wer sich beim Impuls um halb mit Johannes Hämmerle auf die Lamentationen einschwingen will und mehr über deren Hintergründe erfahren möchte, ist dazu herzlich eingeladen.


 

Pforte um 8  |  Konzert & Buffet

Fr 21. April, 20 Uhr, Pförtnerhaus Feldkirch

 

Impuls um halb  |  19.30 Uhr, Erdgeschoss Pförtnerhaus

Wer sich beim Impuls um halb mit Johannes Hämmerle auf die Lamentationen einschwingen will und mehr über deren Hintergründe erfahren möchte, ist dazu herzlich eingeladen.


 

Programm

 

Anonymus Sonata à 5 (Uppsala, Sammlung Düben)
Matthias Weckmann (ca. 1616 – 1674)
Wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volkes war   
Vinzenzo Albrici (1631 – 1687) Sinfonia à 2 Violini e Basso
Giovanni Paolo Cima (ca. 1575 – 1630)
O vos omnes
Pierre Verdier (1626 – 1706)
Lamento & Pavan
Cristofaro Caresana (1640 – 1709)
Lamentazione per il Venerdí Santo - Lectio 3
    
Pause

Thomas Tomkins (1572 – 1656)
A Sad Pavan for these distracted times
Nicolaus Bruhns (1665 – 1697)
De profundis clamavi
Johann Fischer (1646 - 1716/17)
Choral «Hertzlich thut mich verlangen»
Johann Theile (1646 – 1724)
Ach dass ich hören sollte

Leopold von Plawenn (ca. 1620 – 1684) Fantasia à 5
Cipriano de Rore (1515/16 -1565)
Agnus Dei
 

 

   

Ausführende

Martina Daxböck Sopran
Stefan Zenkl Bass

David Drabek & Maria Kubizek Violine

Wolfram Fortin & Markus Huber Viola

Rüdiger Kurz Violone
Johannes Hämmerle Orgel, Cembalo, Leitung & Impuls um halb

 


Die Sehnsucht nach Frieden

 

«Wie liegt die Stadt so wüst, die voll Volks war.» Wir datieren diesen Beginn der Klagelieder Jeremias in das sechste Jahrhundert vor Christus – und doch könnten die Zeilen gestern geschrieben worden sein. Mit den Geschehnissen der jüngsten Zeit haben Lamentationen aus lange vergangenen Epochen ihre altertümliche Patina verloren und sind auf geradezu verstörende Weise in unsere Nähe gerückt. Viele ihrer Verse reihen sich praktisch nahtlos in die Schlagzeilen unserer Tage, ihre Inhalte korrelieren mit den Bildern aus aktuellen Medienberichten. Sollen wir uns diese Texte also überhaupt antun? Sind sie, angesichts der zahllosen Schreckensnachrichten und der fürchterlichen Bilder, die ohnehin täglich über uns hereinbrechen, noch zumutbar? Wenn es uns wirklich ernst ist mit dem Anspruch, «Wind hindurch fahren zu lassen», werden wir gerade solche Konfrontationen wohl dringend brauchen. Die besondere Wucht der Lamentationstexte gründet nämlich wesentlich in der unerbittlichen Klarheit, mit der sie Missstände und Nöte beim Namen nennen und dabei auch die Frage der eigenen Verstrickung in ihre Ursachen schonungslos aufwerfen. Damit lehren sie auch uns eine ungeschönte Sicht auf die Probleme unserer Zeit zu entwickeln und zu wahren, und zwar gerade dann, wenn dieser Blick wehtut und wir eigentlich nur allzu gerne dem Reflex des Wegschauens nachgeben möchten. Mit ihrer hohen Expressivität treten die Klagelieder zugleich gegen jene Gleichgültigkeit und Abstumpfung auf, die nach längeren Krisenzeiten allenthalben um sich zu greifen drohen. Ihre Klage will uns die Ohren für die Rufe der Notleidenden heute öffnen und so die Basis für echte Empathie und Solidarität schaffen.

 

Ausgehend von den berühmten Lamentationen des Propheten Jeremias wird uns das Programm zu verschiedenen Klageliedern aus dem Buch der Psalmen führen. In ihnen kommt ein weiterer Aspekt zum Tragen, der uns heute besonders nahestehen sollte: Die Sehnsucht nach Frieden. Bei den Vertonungen der Texte haben die Komponisten sehr unterschiedliche Mittel gewählt: Stilistisch reichen die Stücke von eher sachlich-kontemplativen Kompositionen bis hin zu Werken mit großem theatralischem Gestus, bei denen sich Stimme wie Instrumente um extrem starke Textausdeutung bemühen. Dieser musikalisch weite Bogen soll unser Eintauchen in die Welt der Lamentationen noch reichhaltiger und intensiver machen. Es wird also um weit mehr gehen als um ein Jammern, das bekanntlich per se nicht viel nützt. Vielmehr sollen die Klagelieder unseren Geist schärfen und unser Herz öffnen, damit wir uns auf den Weg zu einer besseren Welt machen können.

 

Johannes Hämmerle