Pforte 2024

Willkommen in der Pforte

 

«Follow your bliss» lautet das Jahresmotto 2024 der Pforte in der Originalsprache. Wir haben uns nach langem Abwägen für die Übersetzung «Folge deinem Entzücken» entschieden. Ein altmodisch anmutender Begriff, der für uns aber genau das ausdrückt, was Joseph Campbell meinte: ein plötzliches Aufwallen von Glück, das heftig an uns zieht und uns wegreißt, um der Ethymologie des Wortes «entzücken» zu folgen. Entzücken meint nicht das alltägliche Glück. Es bedeutet viel mehr ein Herausgerissenwerden aus der Mitte des Alltags, das sich durch ein plötzliches, heftiges Ziehen bemerkbar macht, dem wir nicht widerstehen können, selbst wenn wir es wollten. Das Entzücken ist eine bewusst erfahrene Lebendigkeit, die wir mindestens so sehr für ein erfülltes Leben brauchen wie Essen, Trinken und Schlafen. Wir glauben, dass wir im Entzücken und vielleicht nur im Entzücken erfahren, wer wir wirklich sind. Unser Entzücken, unsere Seligkeit, das ist der Kompass, der uns zu unserem innersten Wesen führt. Wenn wir die Vision der Pforte in ganz wenige Worte fassen müssten, könnte das so klingen: Wir möchten für möglichst viele Menschen Räume schaffen, in denen sie einander begegnen, sich gegenseitig bereichern und aneinander erfreuen können.
In der Mitte dieser Zusammenkünfte sprudelt die vielleicht unwiderstehlichste Quelle des Entzückens auf Erden: die Musik. Wir nehmen an, dass alle – ob auf der Bühne oder im Publikum – in diesem Raum etwas Ähnliches suchen: Augenblicke der Seligkeit und der Wonne, ermöglicht durch die Musik.

 

Das Entzücken ist vielleicht so etwas wie eine Antithese oder ein Gegengewicht zur dem so viele Bereiche durchdringenden ChatGPT, dessen wörtliche Übersetzung lautet: erzeugender, vortrainierter Transformator. Und das ist so ziemlich das Gegenteil von Entzücken. Wo vortrainiert und erzeugt wird oder anders gesagt: Wo absichtlich Hand angelegt wird, um zu einem vordefinier- ten Ziel zu gelangen, dort findet das Entzücken seinen Weg nicht. Sich dem Entzücken auszusetzen, ist viel, viel riskanter und alles ist möglich: Schönheit und Schrecken, um es mit Rilkes Worten zu sagen, der ja auch lebenslänglich dem Weg des Entzückens zu folgen versucht hat.

 

Wir haben uns für das Programm 2024 auf Spurensuche nach den entzückendsten Momenten im Leben von Komponist*innen begeben und freuen uns, diese mit Ihnen zu erleben. Auf ein neues Vierteljahrhundert nach 25 Jahren Pforte!

 

Klaus Christa

Künstlerischer Leiter der Pforte