Pippi vertraut grundsätzlich jedem. Auch alle problematischen Gestalten müssen Pippi zuerst beweisen, dass sie ihr Vertrauen nicht verdienen. Zudem trennt Pippi immer die Tat vom Täter. Das heißt, sie ist gegen das Stehlen, verdammt aber den Dieb nicht. Sie entwickelt keine Aversionen gegen Bösewichte, sondern ermutigt sie, ihr Leben zu ändern. Genau das macht Heimatgefühl in der Villa Kunterbunt möglich: Besucher_innen fühlen sich in ihrer Ganzheit und Unvollkommenheit willkommen. Es gibt keine starren Konventionen in Pippis Haushalt, stattdessen herrscht ein Klima der Wärme und der bedingungslosen Akzeptanz und mittendrin lebt Pippi in ihrer Eigenwilligkeit und Autonomie.

 

Antonín Dvořáks «Villa Kunterbunt»

Vom Honorar seiner ersten Englandreise hatte Antonín Dvořák 1884 seinem Schwager ein kleines Landgut in der Nähe der südlich von Prag gelegenen alten Silberbergwerkstadt Pribram abgekauft und mit dessen Hilfe instandgesetzt. So war in Vysoká aus einem alten Schafstall ein ansehnliches Landhaus inmitten eines ausgedehnten Gartens geworden, wo Dvořák in der schönen Jahreszeit jeden freien Tag mit seiner Familie verbrachte. Zwischen zwei Englandreisen berichtete er seinem Verleger Fritz Simrock am 11. Juni 1886:

 

«Ich bin schon seit 6 Wochen hier in Vysoká und weil das Wetter so günstig und die Gegend so herrlich ist, so lebe ich hier besser wie Bismarck in Varzin und bin dabei gar nicht faul. Den ganzen Tag verbringe ich meistens in meinem Garten,

den ich so schön pflege und liebe wie die göttliche Kunst und dann bummle ich im Wald ...»

 

In dieser herrlichen Umgebung widmet sich Dvořák 1887 der Überarbeitung alter Werke, die er selbst für verunglückt hielt, die er aber retten wollte. «Ich schaue jetzt manchmal gerne auf meine alten Sünden zurück. (...)», schrieb er in einem Brief am 20. März. Unter diesen Werken befand sich ein Klavierquintett in A-Dur aus dem Jahre 1871, dem er sich mit besonderer Aufmerksamkeit widmete. Nach Wochen der Korrekturen kam plötzlich eine Wende: Er begann mit der Komposition eines ganz neuen Klavierquintetts. Am 28. August war der erste Satz schon vollendet und eine Woche später kündigte er seinem Verleger das neu geschaffene Werk an, zu dessen Niederschrift er im Autograph vermerkte: «am 3.10.1887 in Vysoká, am Kirchweihtag fertiggestellt.»

Es ist ein Werk voll hörbar gemachtem Heimatgefühl, entstanden an einem Ort, der für ihn «Villa Kunterbunt» war.

 

Klaus Christa