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Die Überraschung erwarten

 

Wir alle kennen das Gefühl:  Ein Treffen mit einer bekannten Person steht an.  Wir erwarten Langeweile. Die letzten Begegnungen erlebten wir als uninteressant. Wir erinnern uns an die mechanisch ablaufenden Dialoge, in den Fragen und Antworten lag etwas höflich Routiniertes. Sowohl auf unserer Seite als auch auf der Seite unseres Gegenübers.  

 

Das Termin rückt näher. Es überkommt uns ein leichtes Gähnen, ein schwacher Widerwille. Darauf eingestellt, den Besuch hinter uns zu bringen, geschieht das Unerwartete: Es entspinnt sich ein Gespräch, das jenseits jeder Routine in die Herzen der sich Unterhaltenden dringt. Aus irgendeinem uns nicht bekannten Grund sind wir beide lebendig und anwesend. Wir wollen wirklich wissen, wie unser Gegenüber lebt und fühlt. Die Fragen und Antworten, die uns vom Gesprächspartner erreichen, klingen nach „richtigem“ Leben.  Begegnungen, die so beginnen, entwickeln eine eigene Dynamik, sie überwältigen uns mit Freude.

Der verführerische Zauber einer solchen Situation ist die Überraschung, die uns das Leben anbietet: Wir haben einfach nicht damit gerechnet!

 

IN DIE FREUDE STOLPERN

 

Wenn wir die Erinnerung an einen freudigen Moment finden, werden wir feststellen, dass da oft Überraschendes und Unvorhergesehenes dabei war. 

Oder vielleicht haben wir gar nichts erwartet und sind einfach in die Freude „hineingestolpert“.  

 

Die dankbare Freude ist eine Zwillingsschwester der Überraschung. Wenn wir mit großen Erwartungen in eine Situation gehen, werden sie im allerbesten Falle erfüllt. Die andere Möglichkeit: Unsere Erwartungen erfüllen sich nicht. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes ent-täuscht. Mit der Erfahrung, dass die die Freude eng mit der Überraschung verwandt ist, können wir jedoch unsere Antennen anders einstellen. Unsere Lust an der Überraschung wächst und unser Bedürfnis, die Begegnungen unseres Lebens zu kontrollieren, sinkt bis zum Nullpunkt.

 

„ICH UND ES“ UND „ICH UND DU“

 

Ich und es, das gehört zum Einkaufszettel, zur Steuererklärung, zum Tagesplan.

Aber in den Ritzen zwischen Terminen, Planungen und Berechnungen, steckt das Ich und Du.  Wir müssen nur beginnen, den Stimmen in unserem Kopf  zu misstrauen und wieder anfangen, hinzuhören und hinzusehen, was das Leben uns anbietet…

 

Ohne Plan. 

Und ohne Ziel.

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