Musik in der Pforte zeigt neue Produktion als Videostream

 

Kultur / HEUTE • 14:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit tanja.schwendinger@vn.at

Fotos: Kenichi Kawabata

 

 

 

 

Das "Ensemble Louise Farrenc" hat sich zum Ziel gesetzt, die Musik von Komponistinnen der letzten 200 Jahre wieder zugänglich zu machen.

 

 

„Heute kein Forellenquintett“ lautet der augenzwinkernde Titel der eigens für die Pforte entwickelten Konzerttheaterproduktion.

 

 

Feldkirch Der Lockdown zwingt die Kulturbranche wieder zum Stillstand. Zumindest fast. Denn ganz untätig bleiben die meisten nicht. In der Zeit des Veranstaltungsverbots beweisen zahlreiche Kulturschaffende einmal mehr Flexibilität und Kreativität. Das neue Stück von „Musik in der Pforte“ kann zwar nicht vor Livepublikum über die Bühne gehen, zu sehen sein wird es jedoch vom Wohnzimmer aus. „Heute kein Forellenquintett“ lautet der augenzwinkernde Titel der eigens für die Pforte entwickelten Konzerttheaterproduktion. „Wir haben schon vor dem Lockdown mit den Proben begonnen“, berichtet Pforte-Leiter Klaus Christa. „Da das Projekt sehr aufwendig ist, haben wir uns entschlossen weiterzumachen und das Stück fürs Erste als Videostream anzubieten.“

 

 

Pantomime-Regisseur Lionel Ménard und die Musiker des „Ensembles Louise Farrenc“ stellen sich in dem Stück die Frage, wie es um unser Leben jenseits der Mobiltelefone, Computer und des Internets steht. „Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, diese Themen mit einer gewissen Melancholie und einem Augenzwinkern zu reflektieren“, sagt der Pforte-Leiter. Pantomime stelle für ihn ein ideales künstlerisches Mittel dar: „Ein prägendes Bild für mich ist es, wenn ich mit dem Bus oder im Zug fahre, und sich mehrere Leute gegenübersitzen und schweigend in ihr Handy schauen.“ Mit Lionel Ménard hat sich Klaus Christa einen europaweit tätigen Pantomime-Regisseur mit ins Boot geholt. Gemeinsam mit seinem engsten Mitarbeiter Marcel Marceau hat Ménard unter anderem bereits mit Michael Jackson gearbeitet.

 

 

Ménard und Christa haben zwölf kurze Szenen entwickelt, die miteinander verwoben sind und in eine komplette Aufführung des Farrenc-Klavierquintetts münden. Die Musiker des Ensemble Farrenc mit Mayumi Kanagawa (Violine), Klaus Christa (Viola), Mathias Johansen (Violoncello), Dominik Wagner (Kontrabass) und Katya Apekisheva (Klavier) agieren sowohl musizierend als auch darstellend als Hausbewohner auf der Bühne. Das Stück handelt von einem Hausmeister eines Zinshauses in der Wiener Nussdorferstraße 54, dem Geburtshaus von Franz Schubert, der bedauert, dass die Bewohner seines Hauses nicht mehr miteinander in Kontakt treten und nur noch mit dem Handy beschäftigt sind. Er setzt sich zum Ziel, die Bewohner aus der Einsamkeit zu befreien und sie wieder zusammenzuführen.

 

Musikalisch führt das Stück von Franz Schubert über Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Giovanni Bottesini, Reinhold Glière, Sergei Prokofiev, Sofia Gubaidulina zu Louise Farrenc. Aus dem Stück ein Video zu produzieren stellte das Team auch vor Herausforderungen. „Im Theater beobachtet man das Stück aus der Totale. Im Video müssen wir uns nun viel mehr Gedanken über die Bilder machen, die wir zeigen.“ Sobald es die Situation wieder zulässt, soll die Produktion auch vor Livepublikum gezeigt werden. „Das Stück wird kurz vor Lockdown-Ende zu sehen sein. Vielleicht ist es ganz gut, dass wir das Thema der digitalen Welt dann noch einmal gemeinsam mit dem Publikum reflektieren.“

 

Das Konzerttheater „Heute kein Forellenquintett“ ist am 11. Dezember um 17 Uhr u.a. kostenlos auf der Webseite von „Musik in der Pforte“ zu sehen.

 

www.pforte.at