Liniert | Anna Rubin, Foto: Tim Elverston

 

Ich hatte immer das Gefühl, dass bei der Pforte alle Platz haben. Man fühlt sich zuhause, nicht nur im Konzert, sondern auch davor und danach.

Elfriede Heinzle | Abonnentin der ersten Stunde

 

Konzert N°6

Wer es könnte die Welt hochwerfen

Vom Aufbruch ins Ungewisse

 

Pforte um 7  |  Die öffentliche Generalprobe

Do 30. November, 19 Uhr, Pförtnerhaus Feldkirch

 

Impuls um halb  |  18.30 Uhr, Erdgeschoss Pförtnerhaus

Wir lernen im Impuls um halb die Künstlerin Anna Rubin kennen, die uns für das Jahresprogramm Abbildungen ihrer Drachen zur Verfügung gestellt hat.


Pforte um 8  |  Konzert & Buffet

Fr 1. Dezember, 20 Uhr, Pförtnerhaus Feldkirch

 

Impuls um halb  |  19.30 Uhr, Erdgeschoss Pförtnerhaus

Wir lernen im Impuls um halb die Künstlerin Anna Rubin kennen, die uns für das Jahresprogramm Abbildungen ihrer Drachen zur Verfügung gestellt hat.

 


 

Programm

 

Eine musikalisch-literarische Collage

 

Wir schreiben das Jahr 2056. Auf der Erde ist es still geworden, sie ist nun unbewohnbar. Erste Weihnachten im Weltall, in der Raumstation: „Wir hätten es eigentlich gewusst“. Wir schauen hinaus in die kalten abweisenden Marslandschaften und wehmütig auf die Erde zurück und feiern die ersten Weihnachten ohne unseren geliebten Planeten….

 

Programm

Werke von Anton Bruckner, Claude Debussy, Robert Schumann, Martin Lindenthal, Hermann Leopoldi, Werner Pirchner & Volksweisen in der Bearbeitung von JÜTZ

 

Ausführende

JÜTZ

Isa Kurz Stimme Violine, Akkordeon & Hackbrett

Daniel Woodtli Trompete Flügelhorn & Stimme

Philipp Moll Kontrabass & Stimme

&

Martin Lindenthal Komposition, Gesang, Hang & Klavier

Claudia Christa Flöte

Elena Marabini Violine

Leopold Schwinghammer Violine

Klaus Christa Viola & Stimme

Maria Guy Fernandez Violoncello

Gotthard Bilgeri Rezitation

 

Anna Rubin Impuls um halb

Still, still still ...

Wir schreiben das Jahr 2056. Auf der Erde ist es still geworden, sie ist nun unbewohnbar. Erste Weihnachten im Weltall in der Raumstation: «Wir hätten es eigentlich gewusst». Wir schauen hinaus in die kalten, abweisenden Marslandschaften und wehmütig auf die Erde zurück und feiern die ersten Weihnachten ohne unseren geliebten Planeten. Wir werden auf vielfältigste Weise ein musi- kalisches und literarisches Licht auf die unbewohnbar gewordene Erde werfen, u. a. wird uns Jura Soyfers Theaterstück «Der Weltuntergang» begegnen. Viel mehr wollen wir dazu noch nicht verraten.

 

Der Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein ’Fall mehr lang

Der jüdisch-russische Schriftsteller, Kabarettdichter, Lyriker und Marxist Jura Soyfer lebte nach der Flucht vor den Bolschewisten in Wien, wo er aufgrund einer Ver- wechslung mit einem führenden Funktionär der kommu- nistischen Partei festgenommen und inhaftiert wurde. 26 Tage nach seiner Freilassung wurde er in Gargellen beim Versuch, mit Skiern in die Schweiz zu gelangen, festgenommen, weil er eine Sardinenbüchse im Gepäck hatte, die in eine Arbeiterzeitung eingewickelt war und

ihn deshalb verdächtig machte. Er starb im Alter von 27 Jahren an Typhus im KZ Buchenwald, während die Entlassungspapiere aus dem KZ schon vorlagen. Auf der Gedenktafel an seinem letzten Wohnhaus in Wien Leopoldstadt stehen folgende Worte von ihm: «Voll Leben und voll Tod ist diese Erde und ihre Zukunft ist herrlich und groß.» Wir werden in unserem Programm durch Höhen und Tiefen gehen und zu guter Letzt hoentlich doch bei der herrlichen und großen Zukunft landen.

 

Klaus Christa

 


Aus «Der Weltuntergang»

Jura Soyfer (1912–1939)

 

Sonne: Ich habe bemerkt, dass in der Sphärenharmonie seit einem Augenblick etwas nicht stimmt.

Saturn: Was soll's denn sein?

Sonne: Ich weiß nicht recht. Irgendeine ekelhafte Dissonanz. Mars: Aber erlauben Sie – die Schöpfung ist doch vollkommen! Wie kann's da plötzlich eine Dissonanz geben?

Sonne (zögernd): Ja. Ich verdächtige ...

Mars (ungeduldig): Na!

Sonne: ... die Erde! Das Benehmen der Erde ist seit kurzer Zeit, also seit etwa 10 000 Erdenjahren, sehr merkwürdig. Auch ihr Gesicht hat sich sonderbar verändert.

(Mond tritt auf.)

Mond: Gschamster Trabant, meine Sternschaften!

Sonne: Bitte treten Sie eine Million Kilometer näher. ... Wir verlangen Auskunft über die Erde.

Mond (verlegen): Oje! Was ist denn mit der Erde?

Sonne: Sie fällt aus dem Takt. Sie trägt unruhiges Gehaben zur Schau. Sie sticht von der Vollkommenheit der Schöpfung ab. Kurz, sie stört die Sphärenharmonie!

Mond: Sie wissen also nix?

Sonne: Nein.

Mond (zögernd): Also – die Erde ist krank. ... sie hat ... wie nennt man das nur ... Menschen hat sie!

Venus: Menschen! So ein Ungeziefer kenn ich nicht.

Mond: Na ja. Wie man's nimmt. Lebendig sind sie halt,

die Menscherln – und das ist immerhin schon was ...

Sonne: O ja. Wir müssen also die Erde von den Menschen säubern. Früher wird keine Ruh sein.

Mond: Tun Sie das nicht, meine Sternschaften!

(Der Komet Konrad tritt auf.)

Komet: Verzeihen die Sternschaften, ein armer, vagierender Komet bittet um a bisserl a elektrische Bestrahlung!

Sonne: Wie heißen Sie?

Komet: Konrad mein Name. Ich möcht gern bis auf die Milchstraße wandern, dort hab ich ein Rendezvous mit

einer Sternschnuppe.

Mars: Halt! Hergestellt! (Komet bleibt erschrocken stehen.) Ich hab eine Idee! Eine Radikalkur für die Erde! Sonne: Raus damit!

Mars: Der Komet Konrad macht sich augenblicklich auf

den Weg – im Eiltempo ...

Komet: Zu meiner Schnuppe?

Mars: Nein, zur Erde. Prallt mit aller Wucht auf die Erde auf! Es bringt einen Tippel – aber an der Erschütterung

gehen garantiert alle Erdmenschen zugrund!

Komet (resignierend): Also gut.

Mars: Und keine Schonung, ja?!

Saturn: In einem Monat sind Sie dort.

Sonne: Dann tschin-bum-krach, und die Erde ist entmenscht! Verstanden? ... Also! Fertig?

Komet: Wohl oder übel.

Sonne: Eins – zwei – drei – los!

Komet (im Absausen): Gott, wird das an Plantsch geben!