Konzert N°1

Spielen und Staunen

Die beste aller Welten

 

 

Pforte um 7  |  Die öffentliche Generalprobe

Do 27. Oktober, 19 Uhr, Festsaal des Landeskonservatoriums Feldkirch

 

Impuls um halb  |  18.30 Uhr, Erdgeschoss Pförtnerhaus

Die Komponistin Ursula Reicher spricht mit Klaus Christa über ihr neues Werk, das im Konzert uraufgeführt wird.

 

Pforte um 8  |  Konzert & Buffet

Fr 28. Oktober, 20 Uhr, Festsaal des Landeskonservatoriums Feldkirch

 

Impuls um halb  |  19.30 Uhr, Erdgeschoss Pförtnerhaus

Die Komponistin Ursula Reicher spricht mit Klaus Christa über ihr neues Werk, das im Konzert uraufgeführt wird.


 

Programm

 

Ursula Reicher (*1992) Auftragswerk für Orchester

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Konzert für Violine und Orchester, A-Dur, KV 219

Ludwig van Beethoven (1770–1827) 4. Symphonie B-Dur op. 60

 

 

Pforte Kammerorchester Plus

Musikstudent*innen der Iberacademy aus Kolumbien musizieren mit Studierenden der Stella Privathoschschule Feldkirch

Maria  Włoszczowska Konzertmeisterin, Solistin & Leitung

Ursula Reicher Stimme

 


Pforte Kammerorchester Plus
Wo die halbe Welt auf der Bühne steht


Was im Februar 2020 als letzte Veranstaltung der Pforte knapp vor dem 1. Lockdown mit begeisternden Kritiken startete, geht nun schon in die dritte Runde. Das international besetzte Kammerorchester, das junge Musiker*innen aus Südamerika, Südafrika sowie zahlreiche internationale Studierende der Stella Privathochschule für Musik vereint, hat bei seinem Auftreten mit Beethovens Pastorale im Februar 2020 bereits für großes Aufsehen gesorgt. „Wenn ein Kammerorchester eine große Symphonie ohne Dirigenten aufführt, dann agiert es im Grunde wie eine riesige Kammermusikgruppe. Die Proben sind dadurch sehr intensiv, weil jede*r Bescheid wissen muss, was er an welcher Stelle genau zu tun hat. Niemand steht vorne, der einen Einsatz gibt. Einzig und allein sind es die Ohren und die genaue Kenntnis der Partitur, an der sich die Musiker*innen orientieren können. Dadurch wird das gemeinsame Musizieren besonders intensiv. Es verlangt höchste Konzentration, genaues Hinhören und aufeinander reagieren. So gesehen ist es ein Sinnbild für eine Welt, in der jeder seinen Platz finden und seine Verantwortung dort auch wahrzunehmen soll.

Was die Salzburger Mozartwoche mit dem Pforte Kammerorchester Plus zu tun hat
Die Idee „Musik für sozialen Wandel – Lernen durch die Musik fürs Leben“ – darum geht es ja letztlich – wird inzwischen von einigen sehr bekannten Musiker*innen wie Juan Diego Flórez oder Christian Bösch und verschiedenen Stiftungen verfolgt. Die Hilti Foundation unterstützt mehrere solcher Projekte in Südamerika. Seit einigen Jahren sind Musiker*innen der Iberacademy aus Kolumbien an der Mozartwoche in Salzburg zu Gast und anschließend ist es dank der Kooperation mit der Hilti Foundation möglich, sie an unserem Projekt in die Pforte teilnehmen zu lassen. Damit war das Pforte Kammerorchester Plus geboren, bei dem „die halbe Welt auf der Bühne steht“, wie ein Kritiker über unser letztes Konzert schrieb.

 

Iberacademy

Die Ibero-Amerikanische Philharmonische Akademie wurde 2015 als Non-Profit-Organisation gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, die musikalische Ausbildung in Lateinamerika auf höchstem Niveau zu fördern und auch in der Breite zu stärken. Dabei sollen Erfahrungen mit verschiedenen pädagogischen Modellen zwischen den Ländern und Programmen ausgetauscht und hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker unterstützt werden. Zu den Partner*innen der Iberacademy gehören unter anderem die Fundación Bravura in Bolivien, die Fundación Papageno in Chile und das peruanische Musikprogramm Sinfonía por el Perú. Die Initiative zu diesem Projekt stammt vom kolumbianischen Dirigenten Alejandro Posada und seiner Gattin María Helena Tamayo. Neben Maestro Posada ist der spanische Geiger Roberto González Monjas als künstlerischer Leiter in verantwortlicher Position tätig. Die Ausbildung im Orchesterspiel und in der Kammermusik wird gemeinsam mit der Universidad EAFIT durchgeführt und von zahlreichen Institutionen und Künstler*innen aus aller Welt unterstützt, darunter die New World Symphony, die Stiftung Mozarteum, das Schweizer Verbier Festival, das Neue Orchester Basel und viele andere. Mit diesem globalen Ansatz soll einerseits die Qualität der musikalischen Ausbildung in den iberoamerikanischen Ländern verbessert werden; andererseits sollen Talente früh erkannt, gezielt gefördert und ganzheitlich ausgebildet werden. Für ihre Arbeit mit jungen Musiker*innen wurde Iberacademy unter anderem vom Kongress der Republik Kolumbien und vom Bürgermeister der Stadt Medellín ausgezeichnet. Die Initiative fühlt sich der Idee verpflichtet, eine Gesellschaft der besseren Chancen zu schaffen. Deshalb kümmert sie sich gezielt um benachteiligte Bevölkerungsgruppen, aus deren Reihen Nachwuchsmusiker*innen rekrutiert werden. Die in Liechtenstein ansässige Hilti Foundation unterstützt das Projekt als strategische Partnerin im Rahmen ihres Engagements im Bereich von «Musik für sozialen Wandel» und fördert so die Entwicklung eines ganzheitlichen und nachhaltigen Ausbildungssystems in Kolumbien und der gesamten Region.

 

 


Spielen und Staunen

 

Während Beethoven im Jahre 1803 noch an seiner 3. Symphonie, der «Eroica», arbeitete, entstanden bereits Skizzen zur 5. und 6. Symphonie, die erst in den Jahren 1807/08 fertiggestellt werden sollten. Es waren ambitionierte Projekte, die ihn über Jahre beschäftigten. Zu dieser Zeit, im September 1806, besuchte er seinen Freund und Gönner Fürst Lichnowksy in Grätz, der ihn mit dem Grafen von Oppersdorff bekannt machte. Oppersdorff war ein enthusiastischer Musikfreund, der ein eigenes Symphonieorchester unterhielt und man erzählt sich, dass er seine Dienerschaft in erster Linie nach deren musikalischen Fertigkeiten aussuchte. Oppersdorff nutzte die Gunst der Stunde und ließ sein Orchester die 2. Symphonie Beethovens aufführen. Die Stimmung war gut, die beiden Gäste fühlten sich geschmeichelt: Lichnowsky als Widmungsträger der 2. Symphonie und Beethoven als Komponist. Der Graf bestellte gleich zwei neue Symphonien bei Beethoven, wovon eine, nämlich die 4. Symphonie, bereits sechs Monate später uraufgeführt werden sollte. Ein Kritiker beschrieb sie als heiter, verständlich und sehr einnehmend. Beethovens schöpfte damals Hoffnung, seine Unsterbliche Geliebte Josephine von Brunsvik vielleicht doch noch heiraten zu können, da sie gerade verwitwet war. Der Dirigent und Zeitgenosse Beethovens, Ignaz von Seyfried, charakterisierte Beethoven zu dieser Zeit als heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsinnig, munter, lebenslustig, witzig, nicht selten satirisch. So wundert es nicht, dass sich das Werk in kürzester Zeit nahezu von selbst schrieb und eine dementsprechende spielerische Leichtigkeit ausstrahlt.

 

Die andere Seite der Leichtigkeit

Beethoven hielt die Vereinbarung nicht ein, die 5. Symphonie Oppersdorff zu widmen, der bereits eine beträchtliche Summe angezahlt hatte. Er schrieb dazu entschuldigend in einem Brief an den Grafen:

Noth zwang mich die Sinfonie, die für sie geschrieben, und noch eine Andere dazu an Jemanden andern zu veraüßern [!] – seyn sie aber versichert, daß sie die jenige, welche für sie bestimmt ist, bald erhalten werden.

Eine Widmung war zur damaligen Zeit mit beträchtlichen Kosten verbunden und brachten dem «Käufer» neben seiner Namensnennung auf dem Titel für eine gewisse Zeit auch das alleinige Verfügungsrecht an der Komposition ein. So musste sich Oppersdorff mit der Widmung nur einer Symphonie zufrieden geben.

 

Robert Schumann hat die Schönheit dieser 4. Symphonie in ein wunderbares Bild gefasst: Sie sei eine griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen (gemeint sind die 3. und die 5. Symphonie).

 

Klaus Christa

 


Gedanken zu Spiele auf dem Weg

 

Wir, alle Wesen im Universum, durchleben einen Prozess. Diesen Prozess kann man sich als eine stetige Entwicklung, als ein Auf- und Abstreben oder einen Weg vorstellen. Wir assoziieren unsere Zeit im Leben oft mit einem Weg, einem Pfad, einer Route, die einen Anfang sowie ein Ende hat. Das Jahresmotte der Pforte meint aber auch: «der Weg ist das Ziel», den Akt des Beschreitens dieses Pfades selbst, das Tun, den Prozess überhaupt «anzugehen», das eigentlich Wichtige exemplifiziert. Es geht sozusagen nicht um einen Startpunkt oder eine Endstation. Das Leben ist ein Weg und diesen gehen, diesen leben, diesen erleben wir. Jede Station

ein Spiel, jedes Spiel ein Abschnitt und jedes Spiel fordert Gewinn, Verlust oder Gleichstand. Gewinnt man nur, verliert man womöglich den Boden, hebt ab oder kommt gar vom Weg ab. Verliert man nur, ist die Route beschwerlich und das Gepäck zu schwer. Also ist vielleicht der gewisse Humor und die Leichtigkeit bei jedem Spiel essentiell, um unabhängig vom Ausgang des Prozesses Akzeptanz aufbringen zu können. «Spiele auf dem Weg» – eine Aufforderung: Markiere Stationen auf deinem Weg, hinterlasse Spiele in deinem Leben, sei aktiv und glaube an deinen Weg.

 

Ursula Reicher